Unser Polenartikel fand Anklang und inspirierte einen Leser selbst einen Text zu verfassen.
Das Leben ist ohnedies ernst genug, weshalb man sich einem Thema auch mit dem Mittel der Satire nähern darf. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Das Märchen vom kleinen Polenkönig
Ein Gastkommentar von Martin Kern
Der folgende Text ist eine Replik auf die jüngsten Reparationsforderungen unseres östlichen Nachbarn Polen. Sollte man erhofft haben, daß Europa im Angesicht seiner zunehmenden Existenzbedrohung durch Islamisierung, Brasilianisierung und US-Globalismus zusammensteht, so wurden wir durch diese Anmaßung wieder einmal eines besseren belehrt. Die Forderungen aus Warschau beweisen, wie die Geschichte über dieses ichsüchtige Land hinwegschreitet. Da man auf den geballten Irrsinn eines Volkes, daß scheinbar ewig im Gestern lebt, nicht mehr mit sachlicher Argumentation, d. h. mit historischen Fakten, reagieren kann, bleibt hier nur noch das böse Mittel der Satire. Der Text ist somit ganz nah am Vorbild klassisch polnischer Geschichtsschreibung gehalten. Er handelt von der angeblichen Rettung des Abendlandes durch den König Johann III. Sobieski. Eine Legende die in den letzten Jahren auch unsere deutsche Historienforschung fast widerspruchslos vereinnahmt hat. Ein Märchen über polnische Großmannssucht mit wahrem Kern:
Es war einmal ein kleiner Polenkönig. Der hatte im Jahre 1683 durch den Pabst und vom deutschen Kaiser sehr viel Geld erhalten um ein großes Heer aufzustellen. Sein Auftrag war, die kaiserlichen Truppen bei ihrem Marsch auf Wien, welches von den Türken belagert wurde, zu unterstützen. Ganze 40.000 tapfere Reiter sollten es sein. Anfangs weigerte sich der kleine Polenkönig überhaupt nach Wien zu kommen. War er doch mit einer Französin verheiratet und die Franzosen waren damals schließlich mit den Türken verbündet. Doch da dachte sich der kleine Polenkönig (der aus einer 280.000 Jahre alten slawischen Fürstendynastie stammte, welche die Fliegerei, den Dieselmotor, ein relativ stabiles Hochbett und diverse schmackhafte Spirituosen erfand) – hey – wenn ich hier ein bisschen mitmische, dann kann ich vielleicht ein ganz großer Polenkönig werden und meine Nachfahren können im 21. Jahrhundert behaupten sie hätten Europa gerettet und richtig viel Masurka tanzen. Also trommelte der kleine Polenkönig, der bald groß sein wollte, mehr schlecht als recht ein Heer von ca. 20.000 mutigen Pawels und Henryks zusammen. Es waren zwar exakt doppelt so viele Soldaten vereinbart, aber der kleine Polenkönig wußte plötzlich nicht mehr so genau wo das ganze geschenkte Geld eigentlich geblieben war. Im polnischen Lande herrschte eben schon im 17. Jhr. eine nicht immer ganz ordnungsgemäße Buchführung bzw. Lagerhaltung. In Krakau wurden zu dieser Zeit, so munkelte man, jedenfalls ein paar erlesene Fässer Wein mehr aufgemacht.
Beim aufeinandertreffen mit dem 50.000 Mann starken deutschen Entsatzheer hinterließ der kleine Polenkönig, welcher stets sehr von sich überzeugt war – hatten doch Paulus von Tarsus, der Heilige Geist, Gaius Julius Cäsar und ein etwa 17 Meter hoher Tyrannosaurus Rex, viele Jahre einvernehmlich auf seinem Schloss residiert – und seine, man möchte fast unfreiwillig boshaft sagen, heruntergekommene, verluderte und verlotterte Truppe einen eher zwiespältigen Eindruck. Vielleicht waren dies aber auch nur pangermanistische Vorurteile, also eine geballte Ladung Chauvinismus, von Fritze und Günther. Ein ewiger, infamer Drang sich nach Osten auszuweiten bzw. sich den heiligen polnischen Boden – ganz nach Art der alten, gemeinen Kreuzritter – widerrechtlich anzueignen.
So zog man schließlich vereint vor die Tore Wiens. Nachdem die Schlacht bereits seit Stunden tobte beschloß hier der kleine Polenkönig sein Glück zu suchen und befahl der eisernen Truppe den Angriff. Dreimal rannten die slawischen Edelkrieger erfolglos gegen die türkischen Stellungen. Dreimal wankte und hinkte man jammernd, geschlagen vom Feld. Die Deutschen hatten großes Mitleid für den kleinen Polenkönig. Sie gaben ihren, immerhin beinahe zur Hälfte erschienenen, Verbündeten einen ganzen Schwung kaiserlicher Truppen bei, obwohl dadurch die eigenen, bedrängten Flanken erheblich geschwächt wurden. Es handelte sich sozusagen um eine historische Vorwegnahme der späterern EU- Aufbaugelder, quasi um westliche Zuwendungen in der Barockepoche. Diese deutsche Hilfeleistung konnte schließlich die Situation für den kleinen Polenkönig retten. Jener zeigte seine Dankbarkeit leider nicht mit der sofortigen Verfolgung der mittlerweile fliehenden Türken, sondern er hatte bereits seit längerem ein Auge auf das osmanische, nun weitgehend verlassene Lager bzw. die Zeltstadt des Kara Mustafa geworfen. Insbesondere reizten den kleinen Polenkönig und seine Gefolgsleute die prächtigen Schätze, Beutegüter und rassigen Haremsdamen. Es gab Gärten mit malerischen Springbrunnen, Baderäume, wohlriechendes Wasser und Seife, Prunkbetten, juwelenbesetzte Waffen, goldgestickte Teppiche sowie unzählige Kostbarkeiten mehr. Dem folgte dann wie zu erwarten eine festliche Gaudi mit viel Plünderung, Wodka und Pierogi. Man kennt doch unsere feierlustigen, stets zu kleinen Schelmereien aufgelegten Polen. Im Angesicht der fast übermenschlichen Heldentaten ersteinmal den verdienten Umtrunk – so war offenbar das Motto. Jedenfalls nistete man sich wie selbstverständlich im ehemaligen Lager der Feinde ein, war sofort der wilden Exotik erlegen und fand als kleine Aufwandsentschädigung auch noch die mit Dukaten gefüllte Feldkasse. Was Recht ist muß schießlich auch Recht bleiben!
Nur als etwas unschön empfanden es die abgekämpften Deutschen, daß sich der kleine Polenkönig, wie schon geschildert, weigerte die umgehende Verfolgung aufzunehmen. Dadurch wäre die Türkengefahr vermutlich für lange Zeit gebannt gewesen. Noch viel unschöner war es aber, das unser kleiner Polenkönig sich auch gleich zum alleinigen Sieger der Schlacht ausrufen ließ. Sein Hofschreiber Krzysztof Prezavilskijezlotykosowski, welcher aus dem berühmten voreiszeitlichen Geschlecht der Wojciechszymeki stammte und der bereits dreimal die Erde umrundet sowie auf den Mars geflogen war, notierte stolz die trunkene Siegesrede: „Polnische Soldateska – verzeihung – glorreiche Panzerreiter! Lasst uns ewig diesem Tag gedenken, als Europa von den tapferen, stets redlich und ehrlich streitenden, heiligen polnischen Männern gerettet und befreit wurde. Ihr wisst alle, das unser Herrgott am 7. Tage den Polen aus seiner Rippe erschuf, ihm bereits vor Millionen von Jahren die Erde zum Geschenk machte. Wir Polen nahmen Jesus Christus vom Kreuze, entdeckten die neue Welt und konstruierten, nach 18-jähriger Entwicklungszeit, den Flummi. Die heilige Mutter Gottes ist mit uns, mit der geweihten polnischen Erde, welche von der Beringstraße nach Westen bis Alaska reicht. Wir sind ein Volk von Helden und Märtyrern. Unseren Stahl haben wir heute in das Blut der Feinde getaucht. Für die katholische Kirche und den Pabst der an seinem treuesten Volke wohlgefallen hat. Der Vater im Himmel hat uns auf dieser Walstatt zum Sieg verholfen, obwohl wir die gesamte Last des Kampfes alleine schultern mussten. Unbeirrbar stürmten wir, während die Verteidiger der Stadt und der kaiserliche Entsatz sich zitternd verbargen, gegen den Feind. Bei den Deutschen fehlte es hingegen an allem! Das war einfallslos, da war kein Mumm dahinter, das konnte man einfach vergessen…“
Nach fünf Tagen hatte der kleine Polenkönig endlich seinen ruhmvollen Sieg genügend ausgekostet und erklärte sich nun als großer Herrscher bereit, zusammen mit den Deutschen, die Verfolgung aufzunehmen. Da man den Türken eine solch freundschaftliche Atempause gegönnt hatte, war ihre Armee inzwischen wieder gesammelt. Sie hielten nun Parkany, einen nördlich der Donau gelegenen Brückenkopf. Der kleine Polenkönig, welcher sich bisher nicht aus der verdienten Ruhe bringen ließ, wurde plötzlich vom Gegenteilsyndrom befallen und preschte trotz deutscher Warnungen dem kaiserlichen Heer weit voraus. Er wollte sich vermutlich auch in Ungarn als Befreier des christlichen Abendlandes feiern lassen. Sobald er mit seiner verkaterten Truppe eine Abteilung Türken erblickte befahl er sofort die Attacke. Leider war unserem kleinen Polenkönig der fünftägige Wodkakonsum doch ein wenig zu stark in den gesalbten Kopf gestiegen. Der Feind wagte nämlich eine kleine Kriegslist und zog sich scheinbar vor den, mit lauten „Bogeslawmilizadek“ (oder so ähnlich) Rufen, vorwärts stürmenden Polen in Richtung Stadt zurück. Hier schlief offenbar die heilige Mutter Gottes, denn die Angreifer wurden aus der Festung mit schwerem Geschützfeuer empfangen und jetzt von der gesamten türkischen Kavallerie bedrängt. So kam es wie es kommen musste. Die Polen flohen in Panik. Es half kein Wimmern und kein rosenkranzfummelndes Beschwören der heiligen slawischen, katholischen, mütterlichen Erde. In Todesangst rettete man sich mit großer Mühe wieder hinter die deutschen Linien. Letztere übernahmen nun die Führung und nach einer halben Stunde Kampf wurden die Türken entgültig besiegt. Dem kleinen Polenkönig war die Lust zum Kriegsspiel jedoch weitgehend vergangen.
Noch heute singt man an den Tafeln Warschaus, in den Kathedralen der urpolnischen Städte Breslau und Danzig, das große Heldenlied vom polnischen Panzerreiter. Alle Europäer sollten diesen uneigennützigen Taten auf ewig dankbar sein. Der edelmütige, immer volkommen selbstlos handelnde Pole hat das Abendland vor dem Untergang bewahrt. So steht es schwarz auf weiß in den Kroniken und Pergamentrollen verzeichnet (die Polen haben im Jahre 6499 v. Chr. den Buchdruck erfunden). Maler und Dichter haben die Schlacht vor Wien für die Nachwelt verewigt. Lukasz Piotr Stanislaw Zielinski (1694-1910), welcher der bedeutenste europäische Dichter der letzten 40.000 Jahre ist, hat uns hiervon ein gewaltiges Epos hinterlassen. Darin heißt es in den letzen Versen: Und die Moral von der Geschicht – trau der polnischen Geschichtsschreibung nicht.
Anmerkungen:
Diese Erzählung basiert auf Fakten die vom heutigen Zeitgeist gerne unter dem Tisch gehalten werden. Johann Sobieski erhielt tatsächlich aus der sogenannten „Türkenhilfe“ eine gewaltige Summe um eine Armee von etwa 40.000 Reitern aufzustellen. Mit ziemlich genau der Hälfte erschien er schließlich beim deutschen Heer. Der Rest des Geldes versickerte offenbar in dunklen Kanälen. Zudem glich seine Truppe eher einem wilden Zigeunerhaufen, als echten Soldaten. Vor Wien zögerte Sobieski den Sturmangriff auf dem rechten Flügel zu befehlen. Während die Deutschen im Zentrum und auf der linken Flanke erfolgreich vorstießen, wurden die polnischen Reiter nach drei Anläufen von den Türken in die Flucht geschlagen. Erst durch das energische eingreifen ihrer Verbündeten konnte die Lage wieder hergestellt werden! Auch die geschilderte Plünderung des riesigen, osmanischen Lagers, durch den eitlen König, ist eine historische Tatsache. Nach der Schlacht erhob er Anspruch auf den Großteil der Beute und weigerte sich fünf Tage lang die notwendige Verfolgung des fliehenden Türkenheeres aufzunehmen. Offenbar unter erheblicher Selbstüberschätzung leidend – Sobieski hatte sich direkt nach dem Kampf zum Befreier von Wien ausgerufen – geriet er später vor Parkany in eine Falle der Türken und musste erneut durch das deutsche Heer gerettet werden.
Quelle: Roland Krug von Nidda: „Eugen von Savoyen – Ein unabhängiges Gewissen“, Amalthea Verlag, Wien 1963


